Tims Reisetagebuch: 2022 Malawi – Jugendclubs suchen vermisste Kinder

Das bin ich mit den Mitgliedern des Jugendclubs – Quelle: Christian Nusch

Tims Eltern sind Journalisten und schon oft in Partnerländer der Kindernothilfe gereist, um dort über die Projekte zu berichten.

Jedes Jahr sind sie mindestens zweimal für verschiedene Organisationen und Medien ungefähr sechs Wochen lang unterwegs. Tim kann natürlich nicht so lange alleine zu Hause sein, weshalb er mitfährt. In der Zeit macht er Homeschooling mit seinen Eltern. Heute berichtet Tim von einer Reise nach Malawi in Afrika – das 34. Land, das er bislang bereist hat.

„Hallo, mein Name ist Tim, ich bin 13 Jahre alt und gehe in die 8. Klasse. Vor Kurzem war ich mit meinen Eltern in Malawi. Dort haben wir ein Projekt besucht, das gegen Kinderausbeutung helfen soll. In Afrika sind nämlich viele Familien so arm, dass sie ihre Kinder nicht zur Schule schicken, sondern sie mit ihnen auf dem Feld arbeiten lassen, um mehr Geld zu verdienen. Das ist sehr schlecht für die Zukunft der Mädchen und Jungen.

Das kleine Dorf Mwangwera im Norden Malawis; hier leben die Mitglieder des Jugendclubs (Quelle: Christian Nusch)

Miness wurde von ihren Eltern nach Tansania geschickt, um dort zu arbeiten

Wir haben ein Mädchen besucht, das von seiner Mutter unter Druck gesetzt wurde, ihr Zuhause zu verlassen, um bei einer anderen Familie zu arbeiten. Sie heißt Miness und war 13 Jahre alt, als sie weggeschickt wurde. Manchmal kommt es sogar vor, dass Eltern ihre Töchter an ältere Männer verheiraten. Wenn so etwas passiert, also, dass ein Kind verschwindet, wird der Jugendclub des jeweiligen Dorfes aktiv. Das sind Kinder und Jugendliche, die sich jede Woche treffen und sich für den Schutz der Mädchen und Jungen in ihrem Dorf engagieren. Dazu gehört, dass sie herausfinden, ob noch alle Kinder zur Schule kommen oder ob welche verschwunden sind.

Die Mitglieder des Clubs suchen die vermissten Kinder, und wenn sie sie nicht finden, sagen sie dem Dorfchef Bescheid. Er informiert anschließend die Polizei. Das hat große Auswirkungen auf die Eltern, weil sie dadurch eingeschüchtert werden und Angst bekommen. Oft holen sie ihre Kinder dann von ihrer Arbeit oder von ihrem Ehemann zurück und schicken sie wieder zur Schule. So war es auch bei Miness. Zum Glück.

Miness ist jetzt wieder bei ihrer Familie und geht auch zur Schule (Quelle: Christian Nusch)

Ich fühle mich immer ein bisschen hilflos

Miness wohnt mit ihrer Familie in einer Hütte aus Lehm. Sie haben keinen Strom und müssen das Wasser von einem Brunnen holen. Das Mädchen hat kein eigenes Zimmer oder Spielsachen oder sonst irgendetwas Schönes. Eine sehr arme Familie. Wenn man das sieht, kann man verstehen, warum die Familie wollte, dass Miness auch mithilft, Geld zu verdienen. Aber ich finde, das rechtfertigt nicht, sein Kind einfach aus der Schule zu nehmen und wegzuschicken.

Ich habe schon viele solche Geschichten gehört. Sie schockieren mich nicht mehr so wie früher. Aber ich fühle mich immer ein bisschen hilflos, weil ich als Kind nichts machen kann, um den anderen Kindern zu helfen. Deshalb finde ich solche Projekte wie die Jugendclubs sehr wichtig.“

Ich durfte an einer Sitzung des Jugendclubs teilnehmen (Quelle: Christian Nusch)

Der Kindernothilfe-Partner FPC

Die Kindernothilfe-Partnerorganisation Future Planning for the Child (auf Deutsch etwa: Zukunftsplanung für das Kind) setzt sich dafür ein, dass Mädchen und Jungen geschützt werden, z. B. vor Gewalt oder ausbeuterische Kinderarbeit. Der Partner hat dafür u. a. die Jugendclubs in verschiedenen Dörfern gegründet. Die sind sehr wichtig für die Kinder, da die Mitarbeitenden dort immer für sie und ihre Probleme da sind und helfen können.