Wendy (13) aus Guatemala: morgens Arbeit, nachmittags Schule
Wendy (13) kommt aus Guatemala und führt ein ganz anderes Leben als Kinder hier in Deutschland. Sie hat schon früh angefangen zu arbeiten, denn ihre Familie ist sehr arm und auf Wendys Verdienst angewiesen.
Deshalb konnte sie lange nicht zur Schule gehen. Doch vor ein paar Jahren hat sie die Organisation CEIPA kennengelernt, die mit der Kindernothilfe zusammenarbeitet. Sie sorgt jetzt dafür, dass Wendy ihren Grundschulabschluss machen kann. Wendy möchte weiterhin arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen, aber sie möchte auch weiter lernen. Jetzt ist sie extra nach Deutschland gereist, um hier über ihr Leben zu berichten und auf Kinderrechte aufmerksam zu machen. Im Interview erzählt sie ganz selbstbewusst von ihrem Alltag.
Wendy, was arbeitest du?
Ich verkaufe an einem kleinen Stand Dinge wie Handykabel und Taschenlampen. Die Waren gehören meiner Familie. Für den Stand müssen wir jeden Tag eine Gebühr zahlen, auch wenn ich mal überhaupt nichts verkaufe.
Was passiert mit dem Geld, das du verdienst?
Ich gebe es meiner Familie. Wir kaufen davon Lebensmittel. Für viel mehr reicht es nicht. Wir wohnen in einem kleinen Häuschen aus Holz und Wellblech. Es hat nur einen Raum, in dem wir zu sechst wohnen, aber wir haben unser eigenes Grundstück und müssen keine Miete zahlen.
Wie hat sich dein Leben verändert, seitdem du wieder zur Schule gehst?
Früher habe ich den ganzen Tag gearbeitet, von 7 Uhr morgens bis 17 Uhr. Jetzt arbeite ich nur noch von 7 bis 13 Uhr. Dann esse ich eine Kleinigkeit bei mir am Stand. Ab halb zwei bin ich dann in der Schule. Der Unterricht endet gegen halb sechs.
Kannst du den Unterricht an deiner Schule beschreiben?
Unsere Lehrerinnen und Lehrer bringen uns den Unterrichtsstoff oft mithilfe von Spielen bei. Das hilft gegen die Müdigkeit – auch die anderen Kinder in meiner Klasse müssen vor dem Unterricht arbeiten. Ansonsten haben wir, wie alle anderen Kinder auch, einen Stundenplan mit verschiedenen Fächern. Mein Lieblingsfach ist Mathematik. Was mir nicht so gut gefällt, ist Biologie. Das finde ich langweilig. Was mir an der Schule am besten gefällt ist, dass die Lehrer von CEIPA uns immer dazu bringen, dass wir mitmachen. Sie bringen uns auch schwierige Themen spielerisch bei.
Was passiert nach der Schule?
Wenn ich nach Hause komme, kocht meine Mutter das Abendessen. Oft helfen meine große Schwester und ich ihr dabei. Mein Lieblingsessen heißt Pepián. Das ist Hühnchen mit Reis, Bohnen und anderem Gemüse mit Soße.
Du hast vor Kurzem den Grundschulabschluss geschafft. Was wünschst du dir für die Zukunft?
Wenn die Schule nach den Ferien wieder losgeht, würde ich gerne die Sekundarschule besuchen. Dafür muss ich morgens zur Schule gehen und dafür dann nachmittags arbeiten.
Weißt du schon, was du machen möchtest, wenn du erwachsen bist?
Ich würde gerne Betriebswirtschaft studieren. Das hat bestimmt damit zu tun, dass mir das Verkaufen Spaß macht und ich gerne rechne. Es gefällt mir auch, mit den Kunden am Stand Rabatte zu verhandeln.
Wie ist es für dich, hier in Deutschland von deinem Leben zu erzählen?
Das ist eine tolle Erfahrung. Ich möchte das, was ich erlebe, mit anderen teilen.