Indonesien: Jesi (13) arbeitet als Müllsortiererin

Jesi sitzt mit ihrer Katze im Eingang zu ihrem Haus.
Jesi hat nur selten Zeit, mit ihrer Katze zu spielen

Ich heiße Jesi und bin 13 Jahre alt. Meine Familie lebt in Medan, das ist die größte Stadt auf der Insel Sumatra in Indonesien. Meine Mutter hat meine Familie verlassen.

Mein Vater arbeitet als Masseur. Wenn er keine Kunden hat, fährt er Tuk-Tuk (Dreirad-Taxi). Das Geld, das er verdient, reicht aber trotz der zwei Jobs nicht aus. Deshalb arbeiten meine Geschwister und ich auch. Einige sammeln den Müll, den ich später sortiere, meine ältere Schwester verkauft an der Straße Snacks.

4 Mädchen hocken in einem Wald auf dem Boden und sammeln Müll, der überall herumliegt
Jesis Geschwister sammeln den Müll und bringen ihn nach Hause, damit sie ihn waschen und sortieren kann

Ich muss jeden Tag nach der Schule arbeiten und sonntags auch. Fürs Mittagessen habe ich keine Zeit. Ich fange direkt an – bis sechs Uhr abends wasche und sortiere ich den Müll, den die anderen nach Hause tragen. Für fünf Stunden Arbeit bekomme ich 30.000 Rupien (weniger als zwei Euro). Manchmal bin ich nach der Schule so müde, dass ich einfach nicht arbeiten kann. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen, weil wir das Geld brauchen. Das Geld gebe ich meiner ältesten Schwester. Sie bezahlt damit zum Beispiel den Schulbus und unser Essen.

Ich gehe sehr gerne zur Schule! Das können wir uns nur leisten, weil die Organisation PKPA uns unterstützt. Ich bin jetzt in der achten Klasse. Mein Lieblingsfach ist Soziologie. Ich schreibe und lese gerne – am liebsten japanische Comics wie „Doraemon“. Rechnen macht mir überhaupt keinen Spaß!

Wen ich mit der Schule fertig bin, dann möchte ich Medizin studieren. Ich will Ärztin werden, um Menschen, denen es nicht gut geht, zu helfen.

Die Müllsammler von Medan

Medan ist eine Großstadt auf der indonesischen Insel Sumatra, das ist die sechstgrößte Insel der Welt. In Medan sind Straßen und Flussufer mit Müll übersät. Die Kinder, die mit Müllsammeln Geld verdienen, tragen Plastik- und Glasflaschen, Kartons, Verpackungsmüll und Dosen zusammen – bis zu 100 Kilogramm in einer Woche. Diesen Müll verkaufen ihre Eltern weiter – ganze LKW-Ladungen voller Müllberge landen so bei großen Fabriken, die die Abfallprodukte recyceln. Die Familien verdienen gerade mal umgerechnet 6 bis 19 Euro für 100 Kilogramm.

Zwei Mädchen sitzen im Klassenzimmer mit aufgeschlagenen Büchern vor sich
Nur wenn Kinder zur Schule gehen, können sie später einen guten Beruf lernen und müssen nicht Müll sammeln

Damit Kinder, die wie Jesi aus sehr armen Familien kommen, trotzdem zur Schule gehen können, versorgt PKPA sie mit Schulmaterialien. PKPA ist eine indonesische Kinderrechtsorganisation, die mit der Kindernothilfe in Duisburg zusammenarbeitet.

Interview mit Jesi und Fotos: Christiane Dase, Kindernothilfe