Äthiopien: Roba (14) wartet auf Regen

Ein Junge sitzt unter einem Baum in Äthiopien (Quelle: Jakob Studnar)

Roba erzählt der Kindernothilfe seine Geschichte (Quelle: Jakob Studnar)

Roba lebt in Äthiopien in einer Gegend, in der es ewig nicht mehr geregnet hat. Seit 2020 sind alle vier Regenzeiten ausgefallen. Die meisten Menschen in Äthiopien leben von der Landwirtschaft, aber wenn es nicht regnet, wächst nichts mehr und die Tiere sterben. Viele arbeiten als Hirtinnen und Hirten, aber in einem Jahr starben unglaubliche 1,5 Millionen Rinder. Auch Roba und seine Familie müssten ohne Hilfe hungern. Seine Schwester hat mit 14 geheiratet, um versorgt zu sein.

Text: Hayke Lanwert, Fotos: Jakob Studnar 

Was sofort auffällt, ist die Ruhe, die Ernsthaftigkeit, die er ausstrahlt. Dabei ist er noch so jung. Gerade einmal 14 Jahre alt. Zu Hause ist er der Älteste. Seine Zwillingsschwester habe gerade geheiratet, erzählt er. Einen 20-jährigen Mann. Die Eltern seien dagegen gewesen. Aber sie habe es unbedingt gewollt. Ein Mittelsmann habe ihr ein besseres Leben versprochen. Robas Gesicht lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht viel von dieser Heirat hält: „Aber was hätte ich tun können…?“, sagt er. 

Ohnehin sind die letzten Jahre im Leben von Roba sehr schwierig gewesen. Die Dürre, die vor zwei Jahren über seine Heimat, über Oromia kam, hat vieles verändert. „Alles, was wir angebaut hatten, ist zerstört. Tiere besaßen wir ohnehin sehr wenige. Durch die Dürre hatten wir dann gar nichts mehr zu essen. Manchmal halfen uns andere Menschen, gaben uns etwas Geld. Vor allem aber haben uns die Hilfsorganisation HUNDEE und die Kindernothilfe mit Lebensmitteln unterstützt“, sagt der 14-Jährige.

Ein fast vollständig ausgetrocknetes Flussbett (Quelle: Jakob Studnar)

Ein fast vollständig ausgetrocknetes Flussbett (Quelle: Jakob Studnar)

4.300 Menschen mussten hungern

Roba und seine Familie gehören zu den knapp 4.300 Menschen in der Borena Zone, die in den letzten sechs Monaten so unter der Dürre litten, so sehr hungerten, dass sie von dem äthiopischen Kindernothilfepartner HUNDEE einen Nahrungsmittel-Korb erhielten mit Mais, Bohnen, Öl und 300 äthiopische BIRR (umgerechnet etwa sechs Euro). Es sind die Ärmsten der Armen in Äthiopien, die diese Hilfe so dringend brauchen. Familien mit kleinen unterernährten Kindern bekamen für sie außerdem besonders nährstoffreiche Nahrungsergänzungsmittel. Für die Tiere gab es in diesen Notzeiten Futter und Tiermedizin.

„Vor der Dürre war unser Leben besser. Wir hatten genug zu essen, konnten Schulsachen kaufen …“, sagt Roba. Dass er immer noch zur Schule gehen kann, verdankt er ebenfalls dem Nothilfeprogramm der Kindernothilfe. Es unterstützt die unter der Krise leidenden Familien mit Schulbüchern und Stiften. Roba weiß, seine Eltern hätten sich seinen Schulbesuch sonst nicht mehr leisten können und ihn von der Schule abgemeldet.

Farmer in Robas Dorf mit einem Mitarbeiter von der Kindernothilfe-Partnerorganisation HUNDEE (Quelle: Jakob Studnar)

Farmer in Robas Dorf mit einem Mitarbeiter von der Kindernothilfe-Partnerorganisation HUNDEE (Quelle: Jakob Studnar)

Der großgewachsene Junge geht gerne zur Schule, er liebt Naturwissenschaften. Und er hat Ziele: die Schule beenden, studieren. Denn er weiß, was er will. Lehrer werden, um anderen zu helfen, so wie ihm gerade geholfen wird. Oder als Farmer arbeiten wie sein Vater, allerdings mit eigenem Geschäft in der Stadt. Das sei effizienter, sagt er. 

Die Dorfbevölkerung wartet auf Regen, aber auch diese dunklen Wolken werden wieder keinen bringen (Quelle: Jakob Studnar)

Die Dorfbevölkerung wartet auf Regen, aber auch diese dunklen Wolken werden wieder keinen bringen (Quelle: Jakob Studnar)

Alle hoffen auf Regen

Doch im Moment hofft er nur auf eines: auf Regen. Wenn der endlich käme, wird Roba das Land wieder kultivieren, „damit wir zu essen haben“. Und wenn genug Regen kommen sollte, so sagt er, „werden auch alle sehen, wie hart ich arbeiten kann“. Dann bekomme er einen Kredit für neues Saatgut, weil man ihm vertraue, dass er das Geld zurückzahlt.

Viel Last ist das auf den Schultern eines Jugendlichen. Für Roba offenbar selbstverständlich: „Meine Eltern sind alt. Ich bin ihre Hoffnung. Ich muss sie unterstützen