Sindis Geschichte: Wie ich ein Straßenkind wurde

Zwei Straßenkinder in der Stadt Pietedrmaritzburg. (Quelle: Ralf Krämer)Sindi ist 12 Jahre alt. Sie landete auf der Straße, als sie 11 war. Nach einem Streit mit ihrer Mutter rannte sie von zu Hause weg – die hatte sie gezwungen, die ganze Nacht draußen in der Kälte zu schlafen. Sindis Mutter war meistens betrunken. Sindi ist nie zur Schule gegangen. Es war kein Geld dafür da, und Sindi musste sich auch um den Haushalt kümmern. Sie war neidisch, wenn sie sah, wie ihre Freunde morgens zur Schule gingen, und schämte sich, weil sie nicht lesen und schreiben konnte. Oft war sie wütend, weil sich ihre Mutter nie um sie kümmerte.

In einer kalten Nacht im Mai, wund von den Schlägen ihrer Mutter, entschloss sich Sindi, in die Stadt Durban zu gehen – so wie das Mädchen oben auf dem Foto. Dort, so hatte sie gehört, wurde Kindern angeblich geholfen, zur Schule zu gehen. Aber als sie in Durban ankam, war nichts so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie war froh, als ein anderes Mädchen sie einlud, sich seiner Gruppe von Straßenkindern anzuschließen. So war sie wenigstens nicht alleine.

An manchen Tagen gefiel Sindi das Leben auf der Straße gut – an anderen wiederum gar nicht. Sie fand es toll, ihr eigenes Leben zu leben, mit ihren Freunden herumzuhängen, ohne dass ihre Oma ihr sagte, was sie zu tun hatte, oder ihre Mutter sie anschrie. Aber dieses Leben war auch sehr schwierig. Jeden Tag war sie auf der Suche nach Geld, um etwas zu essen zu kaufen. Die langen Nächte, besonders im Winter, waren schrecklich, und manchmal weinte sie sich in den Schlaf. Sie träumte von einem geborgenen Zuhause mit einer Mutter, die sie liebte.

Text: Robyn Hemmens, Südafrika
Sie war viele Jahre Koordinatorin für die Straßenkinderarbeit des Kindernothilfe-Partners Youth for Christ.