Nepal: Vom Leben auf der Straße zum Radiomoderator

Sadims Familie war sehr arm. Sein Vater war gewalttätig, seine Mutter verließ Mann und Kind und wanderte aus. Keine guten Voraussetzungen für eine schöne Kindheit. Sadim landete irgendwann auf der Straße, er klaute und nahm Drogen. Im Projekt des Kindernothilfepartners Voice Of Children begann für ihn ein neues Leben. Heute geht er zur Schule, wird als beliebter Radiomoderator im ganzen Land gehört und zieht wohl bald wieder mit seiner Mutter zusammen.

Sadim ist heute 15 Jahre alt. Er wurde im Distrikt Dhanusha in der Provinz Madhesh geboren – das ist eine Region im Südosten Nepals. Seine Familie bestand aus seiner Mutter, seinem Vater und ihm selbst. Sie waren sehr arm. Als Sadim vier Jahre alt war, wanderte seine Familie deshalb nach Kathmandu aus, das ist die Hauptstadt Nepals. Sie glaubten, dort hätten sie bessere Chancen, eine gute Arbeit zu finden und Geld zu verdienen.

In Sadims Familie gab es viele Probleme, und sein Vater reagierte darauf auch mit Gewalt. Seine Mutter hatte eines Tages genug und zog ins Ausland, um dort Arbeit zu finden. Sein Vater kehrte daraufhin in sein Dorf zurück. Vor einem Jahr starb er.

Sadim rutschte in ein kriminelles Leben ab

Sadim konnte bei seiner Tante, einer Schwester seines Vaters, unterkommen. Sie und ihre Familie hatten aber auch keine Zeit, sich um ihn zu kümmern, deshalb verbrachte der Junge immer mehr Zeit in einem Internetcafé und in der Videospielhalle. Er ging auch nicht mehr zur Schule, sondern begann, sich auf der Straße herumzutreiben. Er klaute Geld von Touristen und schließlich auch von Straßenhändlern und geriet immer mehr auf die schiefe Bahn. Irgendwann fing er an, Drogen zu nehmen und lebte ein ganzes Jahr lang auf der Straße.

Nachdem er eines Tages wieder in einem Internetcafé Videospiele gespielt hatte und danach durch die Straßen zog, wurden die Street Worker des Kindernothilfepartners Voice Of Children (VOC – Stimme der Kinder) auf ihn aufmerksam. Sie brachten ihn in das „Drop-in-Center“ des Projekts, das ist eine Anlaufstelle für Kinder, die auf der Straße leben. Sadim war allerdings nicht bereit, dort zu bleiben. Die Sozialarbeiter konnten ihn schließlich überreden, probehalber einfach mal einige Tage dort zu verbringen.

Sadim schaffte es raus aus dem Drogensumpf

Sadim stellte fest, dass es dort besser war, als er gedacht hatte. Er fing an, an den Aktivitäten des Centers teilzunehmen. Insgesamt verbrachte er drei Monate dort. Diese Anlaufstellen sind allerdings nicht dazu gedacht, dass Kinder und Jugendliche dort für immer bleiben. In dieser Zeit machte VOC die Familie seiner Tante ausfindig. Die Tante war bereit, ihn wieder aufzunehmen, damit er nicht auf die Straße zurückmusste. Allerdings musste er bereit sein, sein Verhalten zu ändern. Sadim wechselte in ein Programm, in dem ehemalige Straßenkinder darauf vorbereitet werden, wieder mit ihren Familien zusammenzuleben, und er konzentrierte sich voll aufs Lernen.

Die Sozialarbeiterin des Programms suchte eine Schule, die den Jungen aufnahm, und sie sprach mit seiner Tante. Im April 2022 zog er dann wieder in das Zimmer seiner Tante.

Sadims Radioprogramm kann man in ganz Nepal hören

 

Bis heute unterstützt VOC Sadim in bei seinem Schulbesuch. Der 15-Jährige besucht nun die 7. Klasse der Shree Namuna Machhindra Secondary School in Lalitpur. Er ist gut in der Schule und nimmt auch an außerschulischen Aktivitäten teil. So ist er für die finanziellen Aufgaben seines Kinderclubs verantwortlich, und er zeigt Gleichaltrigen, wie man Radioprogramme macht. Außerdem kann er gut zeichnen und wurde als Nachrichtensprecher für das von Kindern geleitete Radioprogramm ausgewählt. Dort gilt Sadim als einer der besten Radiomoderatoren. Sein Programm wird jede Woche in ganz Nepal ausgestrahlt.

 

 

Aktuell hat Sadim auch wieder Kontakt zu seiner Mutter. Sie plant, nach Nepal zurückzukommen. Wenn sie wieder da ist, wollen die beiden zusammenbleiben. Sadim sagt: „Ich habe ein ziemlich schwieriges Leben gehabt. Dank der Unterstützung meiner Tante und Voice of Children kann ich in ein besseres Leben zurückkehren. Ich bin wirklich glücklich darüber, dass ich mich verändern konnte und dass ich die Möglichkeit habe, in die Schule gehen und ein Radioprogramm machen zu können.“