Mit zwei Plastiktüten Start in ein neues Leben

Tong aus Myanmar

Als er sechs Jahre alt ist, sterben Tongs Eltern. Er muss seine Heimat Myanmar verlassen, in seinem neuen Zuhause in Thailand wird er ständig verprügelt – seine Kindheit ist ein Alptraum. Umso beeindruckender ist es, was für ein strahlender junger Mann Tong heute ist, der mit funkelnden Augen von seinen Zukunftsträumen erzählt und in seiner Freizeit am liebsten tanzt.

Text: Sarah Aretz, Foto: Christian Herrmanny

Tong kommt in Myanmar zur Welt und wächst in einem liebevollen Zuhause auf.  Als er sechs Jahre alt ist, nimmt seine Kindheit ein abruptes Ende: Seine Eltern sterben an Aids. Tong wird zu einer Tante nach Thailand geschickt. Er muss seine vertraute Umgebung verlassen, seine Freunde und in ein völlig fremdes Land ziehen. Im Haus seiner Tante wird er von seinem Cousin ständig verprügelt und schikaniert. Was sein neues Zuhause werden sollte, wird für ihn zum Alptraum.

Ohne Ausweispapiere ist Tong in Thailand ein Staatenloser ohne Rechte. Willkürlicher Gewalt ist er schutzlos ausgeliefert. Er besucht zwar eine Thai-Schule, wird aber dort ebenfalls ausgegrenzt wegen seiner Herkunft.  

Zwei Jahre dauert die Tortur des kleinen Jungen. Als im Dorf endlich der Missbrauch an Tong auffällt, kontaktiert der Bürgermeister das BAAN DOI-Waisenhaus und bittet darum,  den Jungen dort aufzunehmen. „Zwei Plastiktüten mit Kleidung, das war alles, womit Tong vor den Türen des „Kinderhaus am schönen Berg – BAAN DOI“ stand“, erinnert sich Barbara Meisel, die Leiterin des Waisenhauses, das die Kindernothilfe seit 2012 fördert. Der Junge aus Myanmar mit den wenigen Habseligkeiten und dem traurigen Blick gibt ein herzzerreißendes Bild ab. Er kann weder lesen noch schreiben. Er besitzt keine Dokumente, mit denen er seine Herkunft und Identität ausweisen kann.

In BAAN DOI verändert sich Tongs Leben schrittweise. Er bekommt einen Personalausweis und besucht die Schule, lernt schnell lesen und schreiben, schließt Freundschaften. Mit Begeisterung singt und tanzt er. Vor allem aber findet er in BAAN DOI  eine neue Familie, Menschen die sich um ihn kümmern, ihm Sicherheit geben und  das Gefühl, wertvoll zu sein. 

Heute macht Tong eine Ausbildung zum Koch an einer berufsbildenden Schule in Chiang Rai. Jeden Samstag geht er seinem Lieblingshobby nach und präsentiert mit einer Tanzgruppe thailändische Volkstänze. „Das Leben im Kinderhaus hat mir eine neue Chance für mein Leben eröffnet“, strahlt er. „Dort bekam ich alles, was ich brauchte. BAAN DOI war ein sicherer Ort für mich und eine liebevolle Familie.“  BAAN DOI unterstützt ihn auch weiterhin. Tong träumt davon, später sein eigenes Restaurant zu haben.