Haiti: Interview mit Camina (8) nach Hurrikan „Matthew“
Camina wohnt in Port-à-Piment und geht in die 3. Klasse der Grundschule. Die Kleinstadt wurde durch den Hurrikan „Matthew“ am 4. Oktober 2016 schwer zerstört.
Das Interview wurde am 9. November 2016 geführt.
Camina, wie geht es dir und deiner Familie jetzt – fünf Wochen nach dem Hurrikan „Matthew“?
Camina: Es geht uns jetzt etwas besser als direkt nach dem Hurrikan. Unser Haus wurde stark beschädigt. Der Sturm hat das ganze Dach weggerissen. Und dann hat es tagelang geregnet. Aber jetzt hat meine Mutter endlich eine Plane bekommen, die wir über das Haus spannen konnten.
Wie sieht es denn in deiner Stadt Port-à-Piment inzwischen aus? Liegen immer noch so viele Trümmer von Häusern und umgeknickten Bäumen herum?
Camina: Es wird lange dauern, bis Port-à-Piment wieder aussieht wie früher. Es ist immer noch alles voll von den Steinen und Überresten der beschädigten Häuser. Aber die Bäume, die der Hurrikan umgerissenen hat, sind von der Straße verschwunden. Die Leute machen damit Holzkohle, um ein bisschen Geld zu verdienen.
Du gehst mit deinen Freunden in eines der Kinderzentren, die die Kindernothilfe in deiner Stadt nach dem Hurrikan eröffnet hat. Was macht ihr dort? Und wie verbringst du den Rest des Tages, wenn du wieder zu Hause bist?
Camina: Im Kinderzentrum singen wir, tanzen, hören Geschichten und sagen Verse auf. In der Pause machen wir Seilspringen. Zum Glück gibt es dafür jetzt wieder genug Platz. Aber wir basteln auch zusammen: Gestern haben wir Blumen aus buntem Papier gemacht. Richtige Blumen gibt es in Port-à-Piment ja seit dem Hurrikan nicht mehr. Nachmittags gehen wir nach Hause. Dann helfe ich meiner Mutter beim Saubermachen und Wegräumen der Trümmer.
Hat die Schule inzwischen wieder begonnen?
Camina: Nein, dieser schreckliche Sturm hat unsere ganze Schule zerstört.
Haben du und die anderen Kinder in Port-à-Piment genug zu essen und zu trinken?
Camina: Zum Glück gibt es im Kinderzentrum jeden Tag warmes Essen und genug zu trinken. Alle Kinder, die dort hinkommen, werden versorgt.
Welche Hilfe gibt es denn sonst für die Menschen in Port-à-Piment?
Camina: Es gibt das Krankenhaus und die Kinderzentren.
Was können Menschen in anderen Ländern noch tun, um euch zu helfen?
Camina: Es wäre so schön, wenn sie mithelfen könnten, dass es hier wieder so wird wie früher, vor dem Hurrikan.
Die Kinderzentren der Kindernothilfe in Haiti
Die Kindernothilfe hat mit ihren haitianischen Partnern nach dem schweren Hurrikan zehn Kinderzentren eröffnet, in der über 500 Mädchen und Jungen jeden Tag versorgt werden – sieben in der Kleinstadt Port-à-Piment, drei in den Dörfern rund um die Stadt.
Das Zentrum, das Camina besucht, befindet sich dort, wo vor dem Hurrikan eine Berufsschule stand, die von der Kindernothilfe unterstützt wurde. Diese Schule wurde von dem Sturm völlig zerstört. Trümmer wurden an die Seite geräumt, damit die Kinder Platz haben zu spielen.
Die Mitarbeiter unserer Partner singen, spielen und basteln jeden Tag mit den Kindern, damit sie inmitten der Zestörung ihrer Heimat auch wieder etwas haben, worauf sie sich freuen können. In den Zentren werden auch Krankheiten behandelt – viele Kinder haben sich in den Trümmern verletzt, sie haben Husten, Hautkrankheiten und auch Durchfall, weil sie verschmutztes Wasser getrunken haben.