Projektbeispiel Haiti: Gegen die Ausbeutung von Kindern
Haiti ist das ärmste Land in Lateinamerika. Besonders die Menschen in den Dörfern leiden unter der Armut.
Naturkatastrophen verschlimmern die Situation: Am 12. Januar 2010 verwüstete ein schweres Erdbeben das Land, und als endlich Dörfer, Schulen und Krankenhäuser wieder aufgebaut worden waren, fegte im Oktober 2016 Taifun Matthew über die Insel hinweg und zerstörte vieles wieder. Viele armen Eltern geben ihre Kinder an andere Familien ab, weil sie sie nicht mehr versorgen können.
Diese Projektbeschreibung hat unsere Praktikantin Bianca Ziesche verfasst
Restavèk-Kinder müssen den Haushalt machen
Restavèk-Kinder – das sind über 300.000 Kinder und Jugendliche, die in kleinen, bitterarmen Dörfern leben und zu entfernten Verwandten oder völlig Fremden in die Stadt ziehen. Dort müssen im Haushalt arbeiten und können als Gegenleistung bei den Familien wohnen. Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich, warum die Eltern ihre Kinder zu diesen Familien schicken, weit entfernt von ihren engen Verwandten. Kinderhändler versprechen den Eltern, dass ihre Kinder in reichere Familien kommen und es ihnen dort besser geht als zu Hause. Dass ihre Töchter und Söhne endlich zur Schule gehen können, was die eigenen Eltern ihnen nicht bezahlen können.
In Wirklichkeit jedoch müssen die meisten Kinder und Jugendliche den ganzen Tag arbeiten, auch schon kleine Kinder, und haben deswegen keine Zeit für die Schule. Viele der sogenannten Gastfamilien sind außerdem selber arm und haben gar kein Geld für den Schulbesuch der Restavèks. Die Eltern behandeln die fremden Kinder auch meistens viel schlechter als ihre eigenen Kinder – das bedeutet, dass die Restavèks keine Kleidung von ihnen bekommen und keine richtigen Mahlzeiten, sondern nur die Reste von dem, was die anderen übrig lassen. Sie werden geschlagen, und wenn sie krank sind, kommt kein Arzt, um ihnen zu helfen.
Wie hilft die Kindernothilfe?
In Haiti gibt es die Organisation Mouvman Vin Pils Moun (MvM), die mit der Kindernothilfe zusammenarbeitet. In vier Stadtteilen der Hauptstadt Port-au-Prince sorgen sie dafür, dass Kinder zur Schule gehen und später eine Berufsbildung machen können, damit sie wichtige Dinge für ihr späteres Leben lernen. Das Projekt hilft dabei ungefähr 1.500 Kindern, darunter Restavèks, Straßenkindern und Kindern, deren Eltern beim Erdbeben umgekommen sind.
Unser Partner sorgt dafür, dass die Restavèks einen besonderen Schulunterricht bekommen. Sie gehen sie drei Tage lang und nur für ein paar Stunden zur Schule, wo sie grundlegende Dinge wie Lesen und Schreiben lernen. Länger können sie sich gar nicht auf den Unterricht konzentrieren, weil sie von der Arbeit müde sind und es für sie ungewohnt ist, in der Schule zu lernen.
Die Mädchen und Jungen lernen hier auch wichtige Infos über gesundes Essen, Sauberkeit, wie sie Krankheiten verhindern können. Das ist sehr wichtig, weil Kinder in armen Vierteln und ohne Zugang zu Medizin schneller krank werden und daran sterben können.
Wer viel gelernt hat, kann einen guten Beruf bekommen
In den Berufsbildungszentren lernen sie zusätzlich etwas über Schneiderei, Elektrik, Automechanik oder Kochen, was ihnen später bei der Suche nach einer Arbeit hilft. In dem Projekt haben sie die Möglichkeit, ihr Leben selbst zu gestalten und herauszufinden, was sie später einmal gern machen möchten. Sie werden geschätzt und erfahren, dass sie Rechte haben, die sie einfordern dürfen und oft auch einfordern müssen. Außerdem werden die Kinder bei wichtigen Entscheidungen des Projekts miteinbezogen. So können sie gemeinsam entscheiden, wie das Projekt Kindern am besten hilft.
Die Projektmitarbeiter reden auch mit den Gastfamilien, mit Behörden und den Menschen in den Stadtteilen. Sie möchten, dass allen Erwachsenen klar wird, welches Unrecht sie den Restavèks antun, wenn sie sie so schlecht behandeln und sie nicht zur Schule schicken. Allen soll bewusst werden, dass Kinder ein Recht z. B. auf Schutz, auf genug zu essen und auf Schulbesuch haben. Zusammen mit den Kindern überlegen sich die Mitarbeiter Lösungen für die Probleme in den Gastfamilien. Wenn es dort zu schwerwiegenden Fällen von Gewalt bekommen ist, gehen sie auch vor Gericht und klagen die Gasteltern an.
Projekt Nr. 84990