6 Euro für 1 000 Ziegel – Bina und ihre Familie schuften in einer Ziegelei

Ein Mädchen stapelt Ziegel aufeinander (Quelle: Jakob Studnar)

Bina stapelt die fertigen Ziegel aufeinander – (Quelle: Jakob Studnar)

Der Mount Everest ist der höchste Berg der Erde, und er befindet sich in Nepal. Das kleine Land liegt wie eine Gurkenscheibe in einem Sandwich zwischen China oben und Indien unten. Viele Urlauber, die hierherkommen, haben nur die weißen Gipfel des Himalaya-Gebirges im Sinn. Dabei wissen sie gar nicht, dass Nepal ein sehr armes Land ist. Schon kleine Kinder müssen ihren Eltern bei der Arbeit helfen, statt in der Schule zu lernen. Wie das Arbeiten und Leben in einer Ziegelei aussieht und welchen Traum sie hat, erzählt die neunjährige Bina.

„Namaste, mero naam Bina“. Das heißt: „Hallo, mein Name ist Bina.“ Ich lebe in einem kleinen Dorf im Süden Nepals. Meine Familie und ich sind Tharus. Das ist eine Volksgruppe in Nepal. Wir haben eine eigene Sprache und sogar eigene Feste. Viele Tharus sind sehr arm, und meine Familie gehört leider auch dazu. In unserem Dorf arbeiten meine Eltern im Sommer von früh bis spät auf dem Feld. Trotzdem kommt dabei nicht viel rum, weil der „Landlord“, also der Besitzer des Feldes, nur sehr wenig für die Arbeit zahlt.

Eine Familie sitzt in einer dunklen Hütte (Quelle: Jakob Studnar)

Eine Familie in ihrem Zuhause auf dem Ziegelei-Gelände (Quelle: Jakob Studnar)

Eine Familie umringt in ihrer kleinen Hütte eine Feuerstelle (Quelle: Jakob Studnar)

Jedes Jahr im Oktober ziehen wir in eine Ziegelei in der Nähe von Janakpur. Dort wohnen wir wie viele andere Familien in einer winzigen Hütte auf dem Gelände der Ziegelei. Im Winter wird es richtig kalt. Wir verhängen das Fenster und den Eingang unserer Hütte mit Säcken und Lumpen und sitzen, sooft es nur geht, um das Feuer herum. Sogar unsere Ziege bekommt einen Jutesack um, damit sie nicht friert. Eine Heizung gibt es nicht und auch kein warmes Wasser. Wir waschen uns an einer Wasserpumpe. Feste Schuhe haben wir alle nicht, aber daran gewöhnt man sich.

 

 

 

Mein Bruder und ich helfen in der Ziegelei, Lehm zu kneten, Ziegel zu formen und sie in der Sonne aufeinanderzustapeln. In der Brennerei in der Mitte des Platzes werden die Ziegel dann gebrannt. Ein riesiger Schornstein qualmt und rußt die ganze Zeit in den Himmel. Für 1 000 fertige Ziegel bekommt mein Vater 900 Rupien, das sind ungefähr 6 Euro am Tag. Für uns ist das viel Geld, sagen meine Eltern. Wenn Papa, Mama, mein Bruder und ich zusammen anpacken, geht es schneller, und wir schaffen viel mehr Ziegel. Aus diesem Grund gehen wir Kinder in der Zeit auch nicht in die Schule. Das finde ich richtig schade, denn ich möchte später einmal Lehrerin werden.

Kinder spielen auf einem Gelände mit aufgetürmten Ziegeln Fußball (Quelle: Jakob Studnar)

Bina spielt gerne mit ihren Freundinnen und Freunden Fußball (Quelle: Jakob Studnar)

Ihr fragt euch vielleicht, warum wir nur für ein paar Monate in die Ziegelei ziehen? Das liegt am Regen, der im Juni einsetzt und der bis September einfach nicht mehr aufhört. Dann schüttet es wie aus Eimern, und das ganze Gelände der Ziegelei ist glitschig und matschig. Arbeiten kann man dann dort nicht mehr. Deshalb ziehen wir wieder zurück in unser Dorf, und ich sehe meine Freunde in der Schule wieder.

KINDERARBEIT IST VERBOTEN!


In Nepal ist Kinderarbeit verboten, aber niemand stört sich daran: Zwei Millionen Mädchen und Jungen arbeiten regelmäßig mit, damit ihre Familien genug Geld zum Leben haben.


Die Kindernothilfe und ihre Partnerorganisation RDC kämpfen dafür, dass alle Kinder zur Schule gehen dürfen. Sie klären Eltern, ihre Söhne und Töchter darüber auf, dass Kinder ein Recht auf Schulbesuch haben und dass Bildung ihre Chancen im Leben verbessern wird. Gemeinsam suchen sie nach Lösungen, wie die Erwachsenen ausreichend Geld verdienen, damit ihre Kinder nicht mehr mitarbeiten müssen.