Mein Tag: Jonathan (12) ist Altkleider-Händler (Sambia)

Jonathan steht mit einem Sack voller Altkleider vor einem Hauseingang. (Quelle: Ralf Krämer)Jonathan wohnt in Nakoli, einem Stadtteil von Kabwe, einer größeren Stadt mitten in Sambia. Er spielt am liebsten Fußball und ist ein großer Fan von Manchester United. Nur hat er kaum Zeit, um Fußball zu spielen. Denn: Jonathan hat einen vollen Tag:

Jonathan fegt den Hof. (Quelle: Ralf Krämer)6 Uhr
Jonathan steht als Erster in der Familie auf. Er wäscht sich draußen auf dem Hof und holt dann aus der Küche das Geschirr vom Abendessen, um es zu spülen. Anschließend fegt er den Hof.

7 Uhr
Jonathan weckt seine vier jüngeren Geschwister und hilft ihnen bei der Morgenwäsche. Dann macht er für sie das Frühstück. Die Kleinsten muss er noch füttern.

8 Uhr
Jonathan setzt sich hin und bekommt endlich selbst etwas in den Magen: Reis oder Nshima (Maisbrei) und eine Tasse Tee.

Jonathan hat vor Kunden seine Altkleider ausgebreitet. (Quelle: Ralf Krämer)9 Uhr
Jonathan lässt das Frühstücksgeschirr stehen, denn er will vor der Schule noch Geld für seine Familie verdienen: Er verkauft Altkleider in der Nachbarschaft. Einmal in der Woche geht er ins Stadtzentrum von Kabwe und kauft für umgerechnet 15 Euro einen fünf Kilo schweren Sack voller Altkleider. Den Sack schleppt er dann durch die Nachbarschaft und verkauft die Kleider.
Wenn es gut läuft und Jonathan alles verkaufen kann, macht er 5 Euro Gewinn. Jonathan erinnert sich nicht mehr, wann er damit begonnen hat. Seine Mutter sagt, sie habe sich gezwungen gefühlt, Jonathan arbeiten zu schicken, als er acht Jahre alt war.

11 Uhr
Jonathan kommt nach Hause zurück und spült schnell das Frühstücksgeschirr. Dann beginnt seine Lieblingszeit: Er geht zur Schule. Für den Schulweg braucht er eine halbe Stunde zu Fuß.

In einer Schulklasse. (Quelle: Ralf Krämer)12 Uhr
In der Schule begeistert er sich für alle Fächer, am besten ist er aber in Englisch. Jonathan will später einmal Lehrer werden – und zwar ein guter. Er will, dass Kinder in Sambia besser unterrichtet werden als er früher.
Die erste Schule, die er besuchte, war eine Katastrophe. Die Lehrer kamen selten zum Unterricht, und wenn sie da waren, lernte man trotzdem nichts. Jonathan brach irgendwann den Schulbesuch ab und arbeitete nur noch. Dann bekam er die Chance, in eine Übergangsschule für arbeitende Kinder aufgenommen zu werden. Hier konnte er versäumten Stoff nachholen und dann auf eine Regelschule wechseln. In seiner jetzigen Schule findet er den Unterricht gut. Er hat Freunde gefunden, und in den Pausen ist auch Zeit zum Spielen.

16 Uhr
Jonathans Mutter hat Essen gekocht: Nshima (Maisbrei) mit Gemüse. Sie hat seit kurzem ein kleines Gemüsegeschäft im Stadtzentrum. Dafür muss sie zwar ganz früh morgens das Haus verlassen, aber sie ist rechtzeitig zurück, um mittags Essen zu kochen. Früher arbeitete sie als Tagelöhnerin. Da war sie noch länger außer Haus und verdiente viel weniger! Im Projekt des Kindernothilfe-Partners JCM hat sie gelernt, wie man ein solches Geschäft führt.

Jonathan spielt mit seinen Freunden Fußball. (Quelle: Ralf Krämer)16:30 Uhr
Freizeit! Fußball, Freunde, ausruhen!

 

 

 

 

Jonathan macht Hausaufgaben. (Quelle: Ralf Krämer)17:30 Uhr
Jonathan macht Hausaufgaben.

 

 

 

 

Jonathan holt an der Wasserstelle Wasser. (Quelle: Ralf Krämer)18:30 Uhr
Es dämmert bereits, aber Jonathan muss noch mal raus und Wasser holen. Das dauert eine Stunde. Auf dem Rückweg schleppt er einen vollen 10-Liter-Kanister.

19:30 Uhr
Jonathan isst mit seiner Familie zu Abend.

 

Jonathan schläft auf dem Fußboden. (Quelle: Ralf Krämer)21 Uhr
Die Familie geht schlafen. Jonathan und seine vier Geschwister schlafen auf dem Boden der Lehmhütte.