Projektbeispiel Südafrika: Ein Zuhause für Straßenkinder

Ehemaliges Straßenmädchen im Lerato-House. (Quelle: Ralf Krämer)

Diese Projektbeschreibung hat unsere Praktikantin Bianca Ziesche verfasst

Könnt ihr euch vorstellen, mit 13 Jahren allein zu leben? Auf dem Bürgersteig oder einer Parkbank zu schlafen und immer Hunger zu haben? Zanele ist 13. Sie hat ganz allein gelebt – allein auf der Straße der südafrikanischen Hauptstadt Tshwane (Pretoria). Ihre Mutter liegt im Koma, weil ihr Vater sie geschlagen hat. Zanele ist von zu Hause weggelaufen, um in Sicherheit zu sein.

Wie Zanele geht es vielen Mädchen in Südafrika. Viele von ihnen laufen weg, um ein besseres Leben zu suchen. Ihre Eltern sind zu arm, um sich um sie zu kümmern, oder sie sind an Aids gestorben, und die Verwandten wollen die Kinder nicht aufnehmen oder sie behandeln sie viel schlechter als ihre eigenen Kinder. Aber das Leben auf der Straße ist sehr gefährlich, und es kann viel Schlimmes passieren. Die Mädchen werden von anderen Straßenkindern überfallen, von Polizisten verprügelt und eingesperrt, sie frieren, wenn der Winter kommt, essen Abfälle aus Mülleimern und bekommen davon Bauchschmerzen und Durchfall. Und wer erst einmal auf der Straße gelandet ist, schafft es ohne Hilfe meist nicht, von dort wieder wegzukommen, denn niemand will diese Kinder bei sich aufnehmen.

Das Lerato House steht allen offen, die Hilfe suchen

Im Lerato House, einem Projekt des Kindernothilfe-Partners Tshwane Leadership Foundation (TLF) ist das anders: Die Mitarbeiterinnen dort gehen auf die Straßen der Hauptstadt und suchen die Mädchen. Sie möchten ihr Vertrauen gewinnen und ihnen helfen, aber das ist nicht so einfach, weil die Mädchen nach ihren Erlebnissen in den Familien und auf der Straße niemandem mehr vertrauen. Aber immer wieder trauen sie sich dann doch, ins Lerato-House zu kommen – z. B. um zu duschen und sich von einem Arzt untersuchen lassen, etwas Warmes zu essen oder mit den Mitarbeiterinnen über ihre Probleme und Sorgen zu sprechen.

Carolione (links) konnte wieder zu ihrer Familie zurückkehren und ist heute glücklich dort. (Quelle: Ralf Krämer)Die Mitarbeiterinnen sprechen auch mit ihren Eltern oder Verwandten, versuchen, gemeinsam mit ihnen und den Kindern die Probleme zu lösen, wegen denen die Kinder weggelaufen sind. Und manchmal können die Mädchen wieder nach Hause zurückgehen. Die Leute vom Lerato-House kommen dann immer mal wieder vorbei und schauen nach, ob alles in Ordnung ist und die Mädchen jetzt glücklich sind.

Wenn das mit Eltern oder Verwandten nicht klappt, dann bleiben die Kinder im Wohnheim des Lerato House, bis sie alt genug sind, für sich selbst zu sorgen.

Ein Schutzhaus als neue Heimat

Zanele mit ihren Freundinnen im Lerato House. (Quelle: Ralf Krämer)Zanele kam zum Lerato House, weil sie nicht mehr auf der Straße leben wollte. Solange ihre Mutter im Koma liegt, ist das Wohnheim ihr Zuhause. Sie kann in einem eigenen Bett schlafen und zur Schule gehen. Die anderen Straßenmädchen und die Mitarbeiterinnen dort sind wie eine Familie für sie. Dort gibt es Menschen, die sie beschützen und ihr helfen, schlimmen Erinnerungen zu verarbeiten, damit es ihr besser geht. Jedes Mädchen bekommt die Hilfe, die es braucht, denn alle haben andere schreckliche Dinge erlebt.

Projekt Nr. 72038