Unser Tag: Payal (8) und Koyel (10) aus Indien arbeiten in einer Ziegelfabrik

Koyel (rechts) und ihre Schwester Payal auf dem Weg zur Arbeit. (Quelle: Malte Pfau)Bihar ist der ärmste Bundesstaat in Indien. Tausende Familien arbeiten in einer der vielen Ziegelbrennereien – auch die Familie von Payal (links) und Koyel.

Die Mädchen leben in einer kleinen Siedlung direkt neben einer Ziegelei am Stadtrand von Nirmali. Ihr Häuschen besteht aus nur einem kleinen Raum. Es gibt keinen Strom und kein fließendes Wasser. Niemand aus ihrer Familie ist jemals zur Schule gegangen – die beiden sind die Ersten! Trotzdem müssen sie seit einem Jahr neben der Schule auch noch arbeiten, weil die Familie so arm ist. Koyel und Payal erzählt euch, wie ihr Tag aussieht:

Die Schwestern kümmern sich um ihre kleineren Geschwister. (Quelle: Malte Pfau)5.30 Uhr

„Aufstehen, Kinder“, ruft unsere Mutter.  Sie muss uns mehrmals ermahnen, denn wir haben meistens keine Lust, zur Arbeit zu gehen. Wir waschen uns an der öffentlichen Wasserstelle und gehen dann alle zur Ziegelei. Frühstück gibt es bei uns nicht.

 

 

Koyel hat Lehm in die Ziegelform gepackt und kippt sie auf dem Boden aus. (Quelle: Malte Pfau)6 Uhr

Wir reiben die Ziegelform mit Sand trocken, füllen den schweren, nassen Lehm hinein und kippen den Ziegel in eine Reihe von Tausenden anderen Ziegeln, die wir gestern gemacht haben. Immer und immer wieder. Das ist so langweilig …  Und unser Rücken tut weh, auch die Arme und Beine ….

7:50

Wir gehen nach Hause, waschen uns den Staub und Lehm von Händen und Füßen ab und gehen in das Förderzentrum. Das ist die schönste Zeit am Tag! Wir lernen lesen und schreiben, wir spielen, singen und manchmal machen wir sogar Ausflüge! Viel zu schnell ist die Zeit um.

12 Uhr

Zu Hause gibt es Mittagessen. Meine Mutter hat auf der offenen Feuerstelle  Reis mit Spinat gekocht – das ist unsere erste Mahlzeit am Tag, und wir haben riesengroßen Hunger. Noch schnell den Abwasch erledigen, danach geht’s wieder in die Ziegelei.

12:30 Uhr

Stundenlang hocken und knien wir auf dem Boden und formen Ziegel. Im Sommer wird es nachmittags über 40 Grad heiß. Es gibt keinen Schatten und auch nichts zu trinken. Manchmal denken wir, wir vertrocknen genauso wie die ollen Ziegel …

Die Ziegelformen mit dem nassen Lehm sind schwer, und die Mädchen schuften bei großer Hitze. (Quelle: Malte Pfau)

Koyel und Payal mit ihren Brüdern und ihren Eltern. (Quelle: Malte Pfau)Ab 18 Uhr

Mein Vater ruft uns, wir können endlich nach Hause gehen. Wir essen Reis mit Gemüse, danach machen wir unsere Hausaufgaben für das Förderzentrum.

 

 

 

 

Todmüde legen sich die Mädchen auf den Boden zum Schlafen. (Quelle: Malte Pfau)20 Uhr

Die Sonne geht bei uns schon sehr früh unter. Wir haben kein elektrisches Licht wie die Leute in der Stadt, bei uns ist es jetzt schon dunkel. Deshalb gehen wir alle früh schlafen. Wir sind auch alle völlig erschöpft von der schweren Arbeit und der Hitze. Morgen geht die Schufterei von vorne los … Hoffentlich träumen wir diese Nacht etwas Schönes! Gute Nacht!