Mein Tag: Yeni (13) arbeitet im Steinbruch (Indonesien)

Yeni hämmert mit einem dicken Hammer die Steine klein. (Quelle: Christian Herrmanny)Selamat sinag – guten Tag! Ich bin Yeni, ich bin 13 Jahre alt. Meine Familie und ich wohnen auf der Insel Nias in einem Holzhaus in der Nähe des Sinoto River. Unsere Familie ist arm. Mein Vater ist schwer krank und kann nicht mehr arbeiten. Mit meiner Mutter und meinen Geschwistern schufte ich jeden Tag im Steinbruch am Fluss. Zur Schule gehe ich seit der 3. Klasse nicht mehr; ich muss ja arbeiten, und Schulbücher und Schuluniform könnten meine Eltern sowieso nicht bezahlen.

Yeni bereitet das Frühstück zu. (Quelle: Christian Herrmanny)7:00 Uhr
Durch die Ritzen zwischen den Bretterwänden sehe ich, wie es draußen hell wird. Zeit zum Aufstehen. Ich bin immer als Erste auf, weil ich das Frühstück vorbereiten muss. Es gibt jeden Tag Kochbananen und Kokosnuss. Nach und nach trudelt der Rest der Familie ein. Wir frühstücken auf dem Fußboden. Das ist in Indonesien so üblich. Nur mein kranker Vater bekommt sein Essen ans Bett gebracht. Danach spült meine Schwester Lestari das Geschirr. Ich sammle vor dem Haus noch Grünzeug für unser Schwein.

Yeni fährt mit einer Schubkarre über eine Brücke. (Quelle: Christian Herrmanny)7:45 Uhr
Meine Mutter, meine Geschwister und ich machen uns auf den Weg zum Steinbruch. Was wir zum Arbeiten brauchen, müssen wir selbst mitbringen: eine Schubkarre, Hämmer, Hacken und eine Schaufel. Wie jeden Morgen begegnen uns ein paar Kinder, die zur Schule gehen. Ich beneide sie so! Wie gerne würde ich auch wieder zur Schule gehen!

 

Yeni schiebt eine Schubkarre voller Steine, während ein Junge von vorne zieht. (Quelle: Christian Herrmanny)8:00 Uhr
Jetzt geht die tägliche Schufterei los. Als erstes muss ich Steine aus dem Fluss auf die Schubkarre laden und oben ans Ufer transportieren. Die Steine sind sehr schwer; manchmal bekomme ich die Schubkarre kaum vom Fleck!

 

 

Yeni zerkleinert Steine. (Quelle: Christian Herrmanny)Viele Frauen und Kinder arbeiten hier im Steinbruch. Wir schlagen die Steine mit dem Hammer in Stücke. Ich nehme immer einen großen Stein als Unterlage und halte den Stein, den ich zertrümmern will, mit Daumen und Zeigefinger fest. Ich hämmere so lange auf ihm herum, bis er zerbricht. Die Bruchstücke sortiere ich nach Größe: Für Kies z. B. braucht man kleinere Stücke als für Schotter. Oft klopfe ich mir mit voller Kraft versehentlich auf die Finger. Meine Hände sind ständig blutig und zerkratzt.

Ab und zu rumpeln LKWs in den Steinbruch. Sie transportieren die Steine, die wir zu Haufen aufgetürmt haben, ab. Die Fahrer bezahlen dem Steinbruch-Besitzer Geld für jede Ladung, die sie mitnehmen. Ich sehe manchmal, wie der Besitzer dicke Bündel von Geldscheinen in seine Tasche steckt. Wir bekommen nur einen Hungerlohn von diesem vielen Geld.

Yeni kocht Abendessen. (Quelle: Christian Herrmanny)11:00 Uhr
Endlich Pause! Ich schnappe meinen Hammer und renne nach Hause. Unser Haus ist nur ungefähr 5 Minuten Fußweg vom Steinbruch entfernt. Die anderen kommen später, wenn ich das Mittagessen zubereitet habe. Mittags gibt’s bei uns immer Reis und Gemüse.

12:00 Uhr
Nach dem Essen und Abwaschen gehen wir alle schnell zurück zum Fluss. Puuuuh, vor allem jetzt in der Mittagssonne ist es unerträglich heiß; es gibt weit und breit keinen Schatten. Den gesamten Nachmittag hocke ich vor meinen Steinhaufen und zerschlage einen Stein nach dem anderen. Meine Arme, mein Rücken und meine Beine tun weh. Ich kann’s kaum erwarten, dass die Zeit für heute um ist…

Die Familie mit ihrer Schubkarre auf dem Weg nach Hause. (Quelle: Christian Herrmanny)17:30 Uhr
Geschafft – Feierabend! Wir packen unsere Sachen zusammen und gehen nach Hause. Jetzt freuen wir uns auf das Abendessen. Ich koche, meine Schwester spült. Danach bleibt nicht mehr viel Zeit zum Spielen. In unserem Dorf gibt es kein elektrisches Licht, und wenn die Sonne untergegangen ist, ist es drinnen und draußen wirklich stockdunkel.

 

Yeni und ihre Geschwister. (Quelle: Christian Herrmanny)20:00 Uhr
Meine Mutter muss uns gar nicht in die Betten scheuchen, denn wir sind alle hundemüde von der Arbeit. Meine Eltern und wir Mädchen schlafen in einem durch Bretter abgetrennten Teil der Hütte, meine Brüder in einem anderen Teil. Wir liegen dicht gedrängt auf harten Holzlatten. Jetzt muss ich dringend schlafen. Morgen wird es wieder ein harter Tag.

Selamat tidur – gute Nacht!